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Mexico 1994
4. Palenque
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Von Tuxtla sollte der Weg weiter nach San Christóbal de las
Casas gehen. Aufgrund der Unruhen in Chiapas wurde uns aber von einen Leuten
abgeraten dort hinzufahren. Auch stand zur Debatte nach Guatemala zu
"flüchten", in der Hoffnung, dass dort die Lebenshaltungskosten
günstiger seien. Letztlich wurden diese Pläne aber verworfen und wir entschlossen uns direkt
Richtung Yucatán zu fahren, zunächst nach Palenque.
Die Reise nach Palenque war eine Nachtfahrt, die uns zunächst tiefer nach
Chiapas hineinführte. Nach einer Weile erreichten wir eine Brücke im Bergwald,
die mit Panzersperren gesichert, und mit großen Leuchten und Feuern erhellt war. Der
Bus wurde an den Sperren vorbei gelotst und auf der Brücke dann gestoppt. Zwei
Soldaten in Kampfmontur und mit Waffen betraten den Bus und überprüften die
Passagiere. Da aber deutsche Rucksacktouristen wohl nicht zu verdächtig sind,
"aufständige Zapatisten" zu sein und auch die anderen Mitreisenden alle
unverdächtig waren,
durften wir die Fahrt fortsetzen. Aber es zeigte, dass die Entscheidung nicht
nach San Christobal zu fahren wohl nicht die Verkehrteste war. Es sei noch
einmal auf den Reisezeitpunkt 1994 hingewiesen, die Region Chiapas stand da recht nahe
am Bürgerkrieg. Auch angemerkt sei, dass auch wenn deutsche Rucksacktouristen
vielleicht nicht unbedingt nach Zapatisten aussehen, die Zapatisten dennoch
etliche Sympathien dieser Rucksacktouristen tragen.
Letztlich erreichte der Bus am Morgen Palenque.
21: Irgendwo abseits des Zentrums in Palenque
Palenque wurde mit ganz besonderer Spannung erwartet, da Max Frisch's großartiges
Buch Homo Faber zur
Reiselektüre gehörte. Es war dort heiß und feucht, doch galt es zunächst ganz anderer
Probleme Herr zu werden. Ein Arzt musste gefunden werden! Die Busfahrt überwand
etliche Berge und wahrscheinlich durch die vielen Luftdruckwechsel kam es bei F.
zu einem Hörsturz, was wahrlich keine schöne Geschichte war.
Irgendwo am Ortseingang gab es ein Krankenhaus und nach einiger Warterei und
mehrerem Herumgeschicke fand sich dort eine sehr freundliche Ärztin, die sowohl
mein schlechtes Spanisch verstand, als auch die Angst nahm und reichlich Aspirin
und irgenwelche Tropfen verschrieb. Die Behandlung war sogar kostenfrei (grundsätzlich ist Mexico ein
Sozialstaat).
So gern wir auch im Hotel "Lacroix" wohnten, so wenig Zeit war jetzt
danach zu suchen und mit dem Hotel "Avenida" finden wir recht bald ein passables Hotel
(für günstige 45 N$). Ich mache anschließend einige Besorgungen und Erkundungen
in der Stadt. Ein Hotel "Lacroix" entdecke ich auch, ob es aber
das Lacroix ist..?
22: Der Palast der Maya-Ruinen von Palenque
Zum Glück änderte sich der Gesundheitszustand recht rasch wieder zum Guten und so
wurde der Ort und die Umgebung erkundet. Zunächst bleibt festzustellen, dass es
in Palenque wirklich heiß und feucht ist. Max Frisch's Beschreibung in Homo
Faber trifft es in dieser Hinsicht schon ziemlich gut und man kann das Schwitzen
zum Selbstzweck zelebrieren. In anderen Bereichen
allerdings unterscheidet sich das heutige (bzw. das von 1994) doch recht
deutlich von dem Palenqe des Buches. Der Ort ist nicht mehr winzig klein und
total verschlafen, auch gibt es mittlerweile mehr als ein Auto. Direkt schön
ist der Ort nicht, allerdings gibt es zahlreiche
blühende Pflanzen, was dem Ort doch einen ganz freundlichen Charakter verleiht.
Auch gibt es sehr viele Straßenhunde, aber die sind alle recht freundlich
und wollen noch nicht einmal "spielen"
Berühmt ist Palenque vor allem für die großen Maya-Ausgrabungen. Was mich dabei
am meisten überraschte, war wie schnell man ein Desinteresse
daran entwickeln kann, irgendwelche Pyramiden emporzukraxeln, wenn jeder einzelne
Schritt unglaublich schweißtreibend und anstrengend ist.
Dennoch waren die Ausgrabungsstätten schön und beindruckend.
23: Maya-Ruinen Palenque mit Urwald im Hintergrund
Nicht minder schweißtreibend war auch der Abstecher in den Urwald (wohl eher
Sekundärwald) im Anschluss an die Ruinen. Es ist laut, heiß und feucht. Hie und
da kreucht und fleucht es oder irgendwas huscht rasch hinfort, auch
die Zahl der gesichteten überfahrenen
Schlangen und Vogelspinnen trägt auch nicht gerade zur allgemeinen Entspannung
im Wald bei.
Sehr weit dringen wir besser nicht in das Dickicht vor, aber einen guten Eindruck
gewinnen wir.
24: Grapefruit-Fallobst
Überaschend ist, was und wieviel essbares hier wächst, viele Bananen und vor allem
Citrus-Früchte verschiedenster Art. Während die Bananen aber unreif oder
zumindest unerreichbar sind, fällt eine Grapefuit mir beinahe in die Hände. Sie ist
zwar recht klein, geschmacklich aber gut.
25: Hinter dem Mizol-Há-Wasserfall
Neben den Maya-Ruinen bietet das Hinterland von Palenque als touristisches
Highlight eine reiche Wasserlandschaft. So schön und pittoresk, dass es schon
fast ans kitschige grenzt.
Auf der Fahrt dorthin macht sich wieder die angespannte Situation in Chiapas
bemerkbar und die mexikanische Armee/Polizei kann bei einem zu passierenden
Kontrollposten zunächst recht wenig mit meinem deutschen Personalausweis
anfangen. Ein wenig werde ich langsam nervös, aber dann entscheiden sie sich doch
dafür, dass auch ich weiterfahren dürfe.
Auf dem Weg zum Agua Azul, dem eigentlichen Ziel, gibt es eine kurzen
Stopp am Mizol-Há-Wasserfall. Ein Wasserfall, der in einen kleinen
tropschen See fällt und den man von hinten begehen kann. Sehr hübsch und sehr an
die perfekte Tarzankulisse erinnernd.
26: Am Agua Azul - den kilometerlangen Kaskaden-Wasserfällen des Flusses Yax.
Nach ein wenig weiterer Fahrt erreichen wir das Gebiet vom Agua Azul. Zunächst
ist nicht viel zu sehen, ein etwas schlammiger Zeltplatz und ein wirres Netz von
ausgetretenen Pfaden. Nach einigem Umherirren jedoch gelangen wir an das Wasser
und sind beeindruckt.
Der Fluss führt gerade etwas viel Wasser und die Färbung ist nicht ganz so
blau wie zu trockeneren, schalmmfreieren Zeiten, dennoch ist das ein ganz
besonders reizender Ort.
27: Hütte am Agua Azul
Recht angenehm ist auch, dass dieser Ort nicht gerade von Menschenmassen
überlaufen ist. Zu Beginn
in der Nähe des Parkplatzes sind noch einige Menschen, aber nach einigen Metern
ist man mehr oder weniger allein. Hier und dort stehen einige Hütten, ob
dort Menschen primär leben entzieht sich unserer Kenntnis. Überrascht bin ich
jedenfalls von der sehr geringen kommerziellen Nutzung dieses Gebietes.
28: Neben diesen größeren Wasserfällen gibt es zahlreiche
kleine Wasserfälle und Nebenflüsse
Der Hauptfluss ist zum Baden nicht so gut geeignet, aber es gibt so viele
Nebenflüsse und -flüsschen mit zahlreichen Bassins in denen es sich ganz vorzüglich
planschen lässt. Es ist wirklich ein ein außergewöhnlich schöner Ort und
besonders großartig müsste es sein, dort auch die Nacht zu verbringen. So weit
ich das richtig in Erinnerung habe, gab es dort damals einen Zeltplatz und ein
Gasthaus. Wir jedoch kehren nach Palenque zurück, um von dort aus weiter nach
Yucatán zu reisen.
Palenque war ein ganz besonderer Ort, den ich wegen verschiedener
Gründe immer in bester Erinnerung behalten werde.
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