Mexico 1994

2. Popocatéptl

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Nachdem der ursprünglich gebuchte erste Klasse Bus verpasst wurde fuhren wir mit einem zweite Klasse Bus zunächst nach Amecameca. Da es dort regnete, setzten wir die Fahrt direkt auf die Bergstation Tlamacas fort. Dort war recht wenig los und das beschriebene Restaurant war ärgerlicherweise geschlossen. Neben einigen Mexikanern waren noch weitere vier Deutsche auf der Station, sowie ein Ire und eine Österreicherin. Mit ihnen teilten wir unsere Tütensuppen und verabredeten uns für einen gemeinsamen Aufstieg.

Popocatepetl im Bereich der Basisstation auf knapp 4000m
3:Am Fuß des Popocatépetl oberhalb der Basisstation auf knapp 4000m Höhe, irgendwo hinter den Wolken befindet sich der süd-östliche Bereich des Vulkangipfels

Vor dem eigentlichen Aufstieg unternahmen wir einige Wanderungen uns an die Höhe zu gewöhnen und die wunderbare Landschaft zu erkunden. Die Szenerie ist beindruckend: Warmer, feuchter, sandiger, dunkler Boden, viele Wolken, überall sprießt, wächst und blüht es. Dazwischen jedoch auch tote Bäume und Sträucher. Die Sonne ist sehr stark, die Luft recht dünn. Und über allem thront der mächtige Vulkan, dessen Gipfel jedoch meist in Wolken gehüllt ist.
Es ist einfach grandios und wunderschön.

Blick vom Popocateptl zum Nachbarvulkan Ixtaccuhatl
4: Blick auf den Nachbarvulkan Ixtaccíhuatl, mit 5286m ein wenig niedriger als der "Popo"

Die Dimensionen hier oben sind sehr groß: Der benachbarte Ixtaccíhuatl erscheint zwar zum Greifen nahe, ist aber viel zu weit weg um ihn mal eben fußläufig zu erreichen. Auch sein Gipfel ist meist wolkenverhangen. Man sagt der Ixta und der Popo seien ein Liebespaar.

Die Basisstation Tlamacas
5: Die Basisstation Tlamacas, es waren nur wenige Gäste dort.

Die Station bietet nicht viel: Es gibt Schlafsäale mit Etagenbetten und zum großen Glück auch dicke Mützen, von denen ich eine erwerbe, damit ich beim Aufstieg besser vor der doch recht starken Kälte geschützt bin. Lebensmittel und Wasser gibt es leider nicht hier oben. Aber außerhalb der Station gibt es tagsüber ein, zwei Tacoverkaufsstände. Für das Abendessen müssen die Tütensuppen reichen.

Hochebene am Popocatepetl bei Tlamacas
6: In der Hochebene am Fuß des "rauchenden Berges"

Außer ein paar Wanderern begegnet man hier oben nur Wenigen. Ab und wann eine Kuh die wiederkäuend im Gras liegt - aber das war es dann auch schon.
Das Land ist weit und alles ist groß. Man versteht sehr bald, dass dieser Berg als heilig betrachtet wird - man erahnt auch warum.

Felsspalte am Popocatepetl
7: Der Berg ist einfach gigantisch groß, diese Felsspalte ist viele hundert Meter tief

Hinter einem Kamm hat man eine fantastische Ausicht auf beide Vulkane und auch auf eine tiefe Schlucht. Man kann sich kaum vorstellen, dass überhaupt schon einmal Menschen dieses ganze Gebiet bewandert haben. Alleine diese tiefe Felspalte in diesem Seitental ist so beeindruckend groß und tief. Am liebsten würde ich jedes Detail genau erkunden und alles betrachten und einfach länger hier oben bleiben.

Blick über den Popo-Itxtac-Nationalpark in Richtung Mexico City
8: Blick über den Popo-Itxtac-Nationalpark in Richtung Mexico City

Das Hochland um den Cortez-Pass erscheint wie eine Insel im Wolkenmeer isoliert zu sein, die Verbindung zum Tiefland mit Mexico City zur einen und Puebla zur anderen Seite erscheint nicht mehr zu existieren. Auch die Stille hier oben trägt dazu bei, dass man sich gänzlich in einer anderen Zeit und einem anderen Raum wähnt. Die gewohnten Dimensionen scheinen völlig aufgehoben zu sein.
Es ist paradiesisch!

Sonnenaufgang am Popocateptl, Blick Richtung Puebla
9: Sonnenaufgang zu Beginn des Aufstieges auf den Popo

Und dann wagen wir zu acht in aller Frühe - so gegen 4:00 Uhr - den Aufstieg. Der Beginn des Aufstiegs findet noch bei ziemlicher Dunkelheit statt. Noch vor Sonnenaufgang haben wir einen kaum beschreiblich schönen Ausblick auf Puebla mit all seinen Lichtern der Nacht. Und dann geht die Sonne auf und taucht den Himmel in herrlichste Farben, die Kontur der Bergkette mit dem Pico de Orizaba zeichnet sich beeindruckend vor dem farbigen Himmel ab.

Schnee oberhalb von Tres Cruces am Popocatepetl
10: Kurz nach "tres cruces" auf 4400m beginnt der Firnschnee

Nach einer Weile geraten wir in Nebel, öfters riecht die Luft sehr nach Schwefel. Man merkt, dass dieses ein Vulkan ist - ein ziemlich aktiver Vulkan sogar. Schließlich erreichen wir die Höhe "Tres Cruces" auf 4480m. Kurz vorher begann bereits Schnee zu liegen, der weitere Anstieg wird nun zunehmend anstrengender, jeder geht jetzt sein ganz eigenes Tempo. Die Gruppe wird ziemlich auseinandergezogen. Irgendwo auf etwa 5100m Höhe am Beginn des unteren Kraterrandes machen wir eine kleine Rast. Ich merke die Höhe recht deutlich, der Pulsschlag ist sehr deutlich erhöht und alles fühlt sich so an, als sollte der Aufstieg hier besser beendet werden.
Die Höhe hat ihren Tribut gekostet, der untere Rand des Kraters wurde knapp erreicht, doch wurde der Rand nicht übersschritten und so langte es leider nicht ganz um in ihn hineinzuspucken. Dennoch, dieser Aufstieg war sehr beeindruckend und mit ein, zwei weiteren Tagen Höhenassimilation wären wohl auch die ganzen 5462m drin gewesen.
Nur wenige Wochen nach unserem Aufstieg wurde der Popocatépetl für die Öffentlichkeit wegen Ausbruchsgefahr gesperrt. Im Jahr 2000 gab es einige größere Eruptionen, den ganz großen Ausbruch jedoch zum Glück nicht. Ganz beruhigt hat sich der Berg bis heute (2008) nicht. Unsere Gruppe gehörte wohl zu den vorerst letzten die (fast) oben waren.

Am Popocatepl auf knapp 5000m Höhe
11: Auf etwa 5000m kurz vor dem Kraterrand wird unsere 8-köpfige Gruppe sehr auseinandergezogen


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© Januar 2008 Ulrich Beckers