Versuch einer Nord-Süd-Querung der Pyrenäen mit dem Reiserad am Canigou-Massiv

Im Nebel

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Die Qualität des Weges ist zunächst gleichbleibend mäßig und nimmt dann noch einmal ab, so dass stellenweise schon das Schieben zu einer echten Herausforderung wird. Wir treffen einen Mountainbiker, der ebenfalls in unsere Richtung unterwegs ist. Er kommt über diesen Weg ganz gut voran.

Abbildung 20. Der Weg ist in einem sehr schlechten Zustand. Vor allem kommen wir nun aber in den schnell ziehenden und dichter werdenden Nebel.

Dann erreichen wir die Wolken. Der Nebel ist mitteldicht und es wirkt nicht so, als stünde ein Unwetter unmittelbar bevor, doch kann man nicht mehr sehen, wo der Weg weitergeht. Auch ist hier eine Barrikade aus Steinen quer über den Weg errichtet. Diese ist nicht sehr hoch, aber man muss das Fahrrad drüberheben (was bei einem bepackten Rad keine ganz so einfache Sache ist). Wir stellen die Räder ab und gehen ein paar Meter zu Fuß, sehen wie sich der Weg entwickelt.

Abbildung 21. Der Weg ist mit Steinen blockiert. Kein unüberwindbares Hindernis, aber mit den bepackten Rädern eine echte Herausforderung.

Abbildung 22. Wir parken die Fahrräder vor der Barrikade und erkunden den weiteren Weg zu Fuß. Im Hintergrund ist der Aufweg aus dem Almtal über ein weites Stück zu sehen.

Hinter der Barrikade wird der Weg noch einmal ein wenig schlechter, aber es ließe sich wahrscheinlich noch schieben. Wir müssen hier so auf 2200m Höhe sein. Das heißt, wir haben wir die Höhe von Pla Guillem erreicht. Der Weg sollte von hier aus über die Collada del Vent (2229m) bis Roques Blanques (2252m) praktisch auf einer Höhe verlaufen.

Abbildung 23. Unser "Gipfelfoto" auf etwa 2200m im Nebel. Wir kehren von hier aus zurück zu unserem Ausgangspunkt.

Da wir aber durch den Nebel nicht sehen können, wo es lang geht und es mittlerweile auch schon auf 16 Uhr zugeht (um 21 Uhr wird es wirklich dunkel), entschließen wir uns schweren Herzens umzukehren. Die Unwägbarkeiten des Wetters (gestern war zunächst auch gutes Wetter und später regnete es viel und lang anhaltend) und der unbekannte Zustand des kommenden Weges (wenn man alles schieben müsste und mehr Passagen mit Blockaden kämen würde die Zeit nicht reichen) lassen uns eine andere Entscheidung als zu riskant erscheinen. Wir sind hier schließlich mitten im Hochgebirge. Und auch wenn das Erreichen der Passage nach Prats-deMollo zum Greifen nah ist, muss Sicherheit vorgehen!.

Abbildung 24. Der Nebel hat nun beinahe den Pass "Croix de la Lipodère" erreicht und schwappt immer mehr über den Berg.

Am noch nebelfreien Croix de la Lipodère angekommen kommt der Mountainbiker ebenfalls zurückgefahren. Er war noch ein wenig weiter gefahren als wir, bestätigt uns in der Annahme, dass wir die Höhe erreicht hatten und sagt, dass der Nebel noch deutlich dichter wurde und er dann auch besser von einer Weiterfahrt abgesehen habe. Der Weg verliert sich auf der Höhe Pla Guillem auch ein wenig und ist im Nebel kaum noch auszumachen. Die Entscheidung umzukehren war wohl richtig.
Wir verspeisen ein paar Kekse und unterhalten uns ein wenig mit dem Mountainbiker, er scheint ein lustiger Geselle zu sein und baut uns ein wenig auf, da wir schon ein wenig betrübt sind umkehren zu müssen.

Abbildung 25. Zoombild aus dem Almtal in Richtung des Weges nach "Pla Guillem". Der Nebel hat sich vorrübergehend ein wenig gelichtet, zog später aber wieder weiter zu. Wir sind etwa am linken Bildrand umgekehrt, man sieht hier, dass es nicht mehr viel weiter hoch ging.

Die Abfahrt nach Mariailles geht ganz gut, die Bremsen haben viel zu tun. Man kann mit etwa 5-15 km/h rollen, höhere Geschwindigkeiten sind hier nicht drin, es sind zu viele Steine und harte Kanten im Weg. Sehr häufig muss man sich mit einem Bein auf dem Boden stabilisieren. Kühe auf dem Weg vereinfachen die Abfahrt auch nicht gerade. In Mariailles angekommen genießen wir noch einmal die gute Aussicht, allerdings ist der Canigougipfel mittlerweile in Wolken verhüllt und aus Richtung Süden kommen tiefhängende Wolken.
Die Wanderer schauen etwas verdutzt ob der voll bepackten Räder in dieser alpinen Umgebung. Da es auch nicht mehr so warm ist, rollen wir dann bald weiter talwärts. Die Strecke bis zum Col de Jou geht ein wenig besser als die oberhalb von Mariailles, aber Geschwindigkeiten von mehr als 15 km/h sind dennoch kaum drin, man muss sich aber nur selten mit einem Bein auf dem Boden stabilisieren, man kann hier "richtig fahren" (aber langsam!).
Ab dem Col de Jou ist die Straßensituation wieder ideal für eine zügige Abfahrt, hier kann man das Gefälle wieder voll nutzen und muss nur in den Kurven bremsen.
Von Casteil setzen wir den Weg noch fort bis Vernet-les-Bains und suchen uns ein Hotel. Der Kilometerzähler stand am Ende des Tages bei 32,5 km.

Fazit des Überquerungsversuchs

Nun ist die Überquerung zwar letztlich nicht geglückt, wir konnten aber zeigen, dass der Weg eingeschränkt bis auf die Höhe Pla Guillem mit einem bepackten ungefederten Sportrad (30mm und 32mm Schwalbe Marathon/Marathon Racer Bereifung) möglich ist.
In der bei Mountainbikern üblichen Klassifizierung kann man sagen, dass der Weg vom Col de Jou bis Marialles etwa S1 entspricht (unbefestigt, Rinnen und große festsitzende Steine im Weg), ab Marialles bis zum Croix de la Lipodère S1, teilweise auch mal S2 (der Untergrund ist oftmals nicht mehr verdichtet, teilweise größere Geröllmengen im Weg), ab dem Croix de la Lipodère nimmt die Unwegbarkeit erneut zu und der Weg ist als irgendwo zwischen S1-S2 einzustufen. Für S2 sind die Wege zu breit und die Steigung übertrifft 20% nicht.
Über den Zustand des Weges von der Südseite liegen mir keine genaueren Informationen vor. Ich nehme aber an, dass der Weg dort auch nicht schlechter sein sollte (die Bilder von google-Maps lassen darauf schließen). Eine Passage sollte also eingeschränkt möglich sein. Gewissheit wird nur ein erneuter Versuch bringen (aber ob und wann das stattfindet ist noch völlig unklar). Das Wetter ist im Gebirge immer ein großer Unsicherheitsfaktor.

Weiterer Verlauf der Strecke bis Figueres:

Da die Überquerung letztlich scheiterte (es war aber eine wirklich großartige Tour!) sind wir nun noch immer nördlich des Pyrenäenhauptkammes. Wir müssen also eine alternative Überquerung suchen. Am nächsten Tag ist es zunächst noch wolkig, klart dann aber zunehmend auf. Wir fahren auf der N116 bis Bouleternere (ca. 160m) und entschließen uns dann über die D618 bis nach Amelie, in das Tech-Tal zu fahren. Diese Strecke ist in Abb. 2 grün gepunktet eingezeichnet. Der Verlauf führt nicht zu steil bergauf und bergab, der höchste Pass ist der Col Xatard mit 752m. Die Landschaft ist sehr schön - zunächst recht wild und schroff, wird dann jedoch milder. Der Verkehr auf der Strecke ist angenehm gering. Nach 75,2km erreichen wir Amelie (knapp 200m). Während das Wetter am Mittag und Nachmittag ganz gut war, ziehen gegen Abend dichte Wolken auf und gerade als das Zelt aufgebaut ist, fängt es an zu regnen. Dieser Regen hält über Stunden an, das Zelt bleibt zum Glück dicht.
Am nächsten Morgen ist noch alles nass und die Wolken hängen tief. Nach ein wenig Überlegen und dem Eindruck, dass es etwas aufklart, entschließen wir uns die Route wie vorgesehen (in Abb. 2 magentafarben gepunktet) über die D3 fortzusetzen. Die D3 geht westlich von Amelie am Pas de Loup von der D115 ab und steigt direkt ordentlich an. Wir erreichen den höchten Punkt dieses Streckenabschnittes in Coustouges (ca. 820m). Von hier aus geht es vornehmlich bergab und über die Grenze nach Spanien. Die Straße (GI-503) ist super ausgebaut und hat nur wenig Verkehr. Der Weg führt am Stausee von Boadella vorbei und nach 72km erreichen wir das Tagesziel Figueres. Da die Wolken erneut bedrohlich grau sind, nehmen wir ein Hotel und so ficht uns der später einsetzende Regen nicht weiter an.

Von hier aus setzen wir die Tour durch das Hinterland der Costa Brava bis Barcelona fort, die Tagesziele liegen dabei alle direkt an der Küste.

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